Die Alpnach Norm-Schrankelemente AG fertigt individuelle Stauraummöbel nach Kundenwunsch. Intelligente Maschinen und fachkundige Handwerker sorgen dafür, dass jedes Möbelstück den höchsten Qualitätsansprüchen Stand hält. Ein Blick in die Produktionshallen zeigt aber auch, dass viel Herzblut, Fleiss, Innovation und Optimierungswille hinter dem Erfolg stecken.
Brigitte Breisacher – Inhaberin und Tochter des Firmengründers Theo
Breisacher – träumte schon von klein auf, bei Alpnach Norm arbeiten zu
können. Klein-Brigitte malte stets Schlösser mit Königin Silvia, der
Königin, die sie so bewunderte. «Auf jedes Schloss malte ich auch eine
Flagge mit dem Alpnach Norm-Logo», erzählt Breisacher heute lachend.
Wenn sie bei ihren Besuchen in Theo Breisachers Büro auf dessen Stuhl
sitzen durfte, war sie glücklich. Ihr damaliger Berufswunsch:
«Sekretärin von Papi».
1987 ist sie als 19-Jährige ins Unternehmen
eingestiegen und ist heute Inhaberin und Unternehmensleiterin der
Alpnach Norm-Gruppe. Die 80 Mitarbeiter am Standort Alpnach erschaffen
täglich individuelle Stauraumlösungen, Schränke, Ankleiden, Garderoben
oder Klappbetten. Mit einer derart massgeschneiderten Lösung wird jeder
Millimeter Stauraum ausgenutzt und mit qualitativ hochstehenden Möbeln
bestückt. «Wenn die Leute in unsere Ausstellung kommen, orientieren sie
sich oft an den Ausstellungsstücken», sagt Marketingleiter Christoph
Rogger. «Sie sind sich teilweise gar nicht bewusst, dass jedes Detail
anders gestaltet sein kann.»
Gemeinschaftswerk von Mensch und Maschine
Nach der millimetergenauen Planung anhand der Gegebenheiten und der
Wünsche der Kunden wird der Schrank in der 20 000 m² grossen
Produktionshalle gefertigt. Basis bildet in den meisten Fällen eine
Spanplatte, welche vom Schweizer Hersteller Swiss Krono geliefert wird.
Im grossen Lager, das Platz für 5000 Platten bietet, wartet das Holz auf
seine Verarbeitung. Da zwei- bis dreimal pro Woche die Spanplatten
geliefert werden, können die Aufträge «just in time» produziert werden.
Und auch wenn jemand eine ganz spezielle Farbe wählt, muss er nicht
länger auf sein Möbelstück warten. In der grossen Farbauswahl besteht
für Alpnach Norm aber eine grosse Herausforderung. «Wir möchten
möglichst keine Reste wegwerfen», sagt Rogger. Zusammen mit einer
Studentin haben die Schrankhersteller deshalb eine Methode entwickelt,
um den Zuschnitt und das Resteplattenlager zu optimieren. Unbrauchbare
Reststücke werden zu Spänen zerkleinert. «Damit beheizen wir unsere
eigenen Gebäude sowie 100 externe Wohnungen», sagt Breisacher. Trotz der
grossen Farbauswahl: Am häufigsten gefragt ist nach wie vor die Farbe
Weiss in unterschiedlichsten Strukturen, «zum Teil kombiniert mit Holz
oder Glas».
Wird die Platte vom Roboter aus dem Hochregallager
geholt, steht ihr eine Fahrt durch die Maschinenstrasse bevor.
Standardisierte Serienteile passieren eine lange Maschinenstrasse mit
vielen aneinandergereihten Bearbeitungsschritten. Je individueller,
desto eher landet es auf der CNC-Maschine oder gar in der Schreinerei,
wo in Handarbeit zugeschnitten, geleimt und zusammengebaut wird. Aber
zurück zu den Maschinen: Als erstes werden die Platten zugeschnitten und
mit einem Etikett versehen, welches in den nächsten Arbeitsschritten
gescannt wird, so dass die nachfolgende Maschine genau weiss, was sie
mit den Einzelteilen zu tun hat. Nach dem Grobzuschnitt werden die
einzelnen Plattenteile millimetergenau formatiert, mit Kanten versehen,
gebohrt, gefräst und je nach Funktion mit Verbindungsdübeln versehen.
Standardisierte Schränke, welche in Überbauungen eingesetzt werden,
stellt Alpnach Norm in einer Serienproduktion her. Alles andere, und das
ist heute der grösste Anteil, ist individuell – und dank der
ausgeklügelten Technik dennoch maschinell gefertigt. Die Sockel werden
in Handarbeit gefertigt. Wer die teils sehr verwinkelten Sockel in der
Halle stehen sieht, versteht, weshalb bei diesem Arbeitsschritt
Menschenhände gefragt sind.
Alle drei Wochen ruhen die Maschinen
Sind alle Teile fertig bearbeitet, werden sie von der Spedition für den Abtransport bereitgemacht. «Hier findet nochmals eine wichtige Qualitätskontrolle statt», sagt Rogger. Die eigenen Chauffeure fahren die Schrankteile in die ganze Schweiz hinaus, wo sie dann vom eigenen oder speziell in Alpnach ausgebildeten Personal fachgerecht montiert werden. Ein grosses Thema, das die Firma seit längerer Zeit beschäftigt, ist die Senkung der Durchlaufzeit. «Wir möchten in weniger Zeit mehr produzieren, die Qualität aber beibehalten und wenn möglich keine Mitarbeiter entlassen müssen», erklärt Breisacher das Ziel, das sie im harten Preiskampf mithalten lassen soll. «Wir müssen täglich unser Bestes geben und optimieren, was verbessert werden kann, so dass wir jeden Tag unsere Kunden begeistern können und dadurch genügend Arbeit haben.» Ihre Verantwortung ist gross und diese nimmt sie wahr. Schliesslich habe die Firma auch soziale Verpflichtungen gegenüber den Familien der Angestellten.
Alle drei Wochen stehen die Maschinen im ganzen Betrieb still. Diese Stilllegung hat mit dem erwähnten Ziel der Senkung der Durchlaufzeit sowie mit der Prozessoptimierung zu tun. «Wir haben in den Zeiten der Hochkonjunktur etwas Speck angesetzt», erzählt Breisacher. «Wir waren in verschiedenen Abläufen nicht mehr so agil.» Deshalb wurden verschiedene Massnahmen in die Wege geleitet. Eine basiert auf dem Toyota-Produktionssystem, kurz TPS. Dieses System ist eine ausgeklügelte Konzeption der Autofirma Toyota und verkörpert die LEAN-Philosophie, um jede Art von Verschwendung zu vermeiden. Alle drei Wochen ist ein solcher TPS-Tag und dann wird statt produziert in kleinen Gruppen studiert, konzipiert und umgesetzt. «Beispielsweise haben wir an einer CNC-Maschine täglich 60 Teile durchgelassen. Heute sind es dank Verbesserungen 90 Teile», erklärt Breisacher einen der gemeinsam erarbeiteten Fortschritte. Die grosse Herausforderung dieses Lean-Systems war es, das ganze Team ins Boot zu holen. Denn die Überzeugung muss von Breisacher bis zum letzten Mitarbeiter gelebt werden.
Alles aus einer Hand
An den TPS-Tagen ist Brigitte Breisacher stets für eine kürzere oder längere Zeit präsent und tauscht sich mit den Mitarbeitern aus. Sie ist trotz viel Arbeit an der Front keine unberührbare Führungsperson, welche die Mitarbeiter nur aus der Zeitung kennen. «Sali Brigitte», tönt es von jedem Arbeitsplatz bei der Betriebsbesichtigung. «Ich versuche, mehrmals im Monat durch die Produktion zu gehen und Ansprechpartner zu sein», erklärt sie. Genau diese Nähe, die Innovationskraft und die seit Firmengründung bekannte hohe Qualität machen die Firma Alpnach Norm aus. «Wir haben unsere Marktbegleiter. Wir behaupten uns mit Qualität und Dienstleistung. Bei uns kommt alles aus einer Hand», sagt Breisacher zu den Stärken. Rogger ergänzt: «In unseren Ausstellungen können die Kunden die Produkte anfassen und Materialien testen. Mit unseren Filialen sind wir bei den Leuten.» Der Schrank kann nicht neu erfunden werden. Auch in Alpnach nicht. Doch hier werden die Prozesse optimiert, die Qualität hochgehalten, neue Materialien werden eingesetzt, nach individuellen Wünschen produziert, so dass jeder Schrank ein Einzelstück wird – und jeder bestellte Schrank für den Kunden doch irgendwie eine eigene neue Erfindung ist.
Text: Andrea Hurschler
Fotos: Alpnach Norm
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 2/2019
Bezugsquellen:
Alpnach Norm-Schrankelemente AG
6055 Alpnach Dorf
Tel. 041 672 99 11
www.alpnachnorm.ch