Der Messermacher Michael Bach hat mit seiner Marke Sknife ein internationales Premium-Produkt geschaffen. In seiner Manufaktur in Biel verbindet sich traditionelles Schmiedehandwerk mit innovativer Technik.
Es sind oft die unsichtbaren Merkmale, die den Unterschied machen. Die ein aussergewöhnliches von einem guten Design abheben. Um das zu verdeutlichen, greift Michael Bach zur elf Zentimeter langen Klinge, die vor ihm liegt. Sie ist gefertigt aus glänzendem, vielfach gehärtetem Stahl, der sich auch in der Hightech-Medizin bewährt hat. Der Geschäftsführer des Premium-Messerherstellers Sknife bewegt sein Schmuckstück langsam in seiner Hand hin- und her. Dabei scheint das blinkende Metall schwerelos in einem schwarzen, dezent gemaserten Part aus Eschenholz aufzugehen. Eine Kante? Nicht zu erkennen. «Dieser besondere fliessende Übergang von Schneide und Griff», erklärt Michael Bach, «wird durch eine eigens von uns entwickelte Technologie mit Acryl ermöglicht. Sie verschliesst das Holz porentief und stabilisiert es.»
Elegante Messer aus der Uhrenmetropole
In der Stadt Biel gehen traditionelle Handwerkskunst, Präzisionsarbeit und Forschungseifer seit jeher eine gute Verbindung ein. Umso erstaunlicher ist es, dass hier am Sitz vieler Uhrenmanufakturen von Weltruhm die etablierte Messermarke von Michael Bach erst seit zehn Jahren besteht. Mit dem Namen Sknife, komponiert aus «S» für Schweiz und «knife» für Messer, setzte ihr Gründer vom ersten Tag an die allerhöchsten Qualitätsmassstäbe. Die beginnen für den Schöpfer der exklusiven Klingen, die von Sterneköchen und in der Spitzenhotellerie der Schweiz und Frankreich geschätzt werden, beim Rohmaterial. Die Maxime: nur das Beste für die Besten.
Der Rohling aus dem Emmental
Bevor das Messer mit dem eleganten, handschmeichelnden Design den Weg zu seinen anspruchsvollen Kunden findet, ist es zuvor durch Feuer und Wasser gegangen und wurde von mächtigen Schlägen geformt. Wie das aussieht, lässt sich im Werksgebäude der Firma Flükiger beobachten. Das befindet sich rund 40 Kilometer von Biel entfernt in der Gemeinde Oberburg im Emmental. Rotgelb glüht hier der stählerne Rohling in einer auf 1000 Grad geheizten Ofenöffnung, wo ein 3,5 Tonnen schwerer Senkhammer immer wieder auf ihn heruntersaust. Ein Wechselspiel aus Hämmern, Ausformen und Abkühlen mit Wasser (was den Stahl härtet) wird in Gang gesetzt. Es ist ein funkensprühendes Handwerk, wie es auch schon im 17. Jahrhundert im Emmental betrieben wurde. So weit reichen die Wurzeln dieses Familienbetriebes zurück.
Mit hochentwickelter Gesenkschmiede-Technologie hat sich das Unternehmen heute auf Metallteile für den Maschenbau sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie spezialisiert. Dass im 50-köpigen Team zugleich Können und Passion für eine von Hand betriebene Schmiedetechnik vorhanden sind, war ausschlaggebend, dass Flükiger von Michael Bach als Geschäftspartner ausgewählt wurde. Die Vorgabe für die aufwendige, konseqent manufakturelle Produktion: Die Klingen sollten aus Chirurgenstahl gefertigt werden – einem extrem harten Material mit hoher Korrosionsbeständigkeit, das in der Medizintechnik für belastbare Gelenkteile genutzt wird. «Das war neu für uns», sagt Geschäftsführer Thomas Zingg. «Aber wir haben diese Herausforderung gerne angenommen und dann alle Schritte vom Design bis zur Fertigung gemeinsam entwickelt.»
Vom Stahlofen auf den edlen Holzweg
Die kooperative, kreative Arbeitsweise gilt auch für Schreinermeister Martin Streit aus dem nahen Neuenegg. Er ist dafür verantwortlich, die exquisiten heimischen Hölzer auszuwählen und in der Werkstatt seiner HTech GmbH zu bearbeiten. Die verwendeten Nussbaum- und Eschenhölzer haben eine feine Struktur und geben den Griffschalen ihre individuelle ästhetische Note. Jedes Steakmesser und jedes Besteckteil aus dem inzwischen erweiterten Sortiment ist ein Unikat – allein durch die Nuancen, die das Holz aufweist. Die Acryl-Spezialbehandlung macht sie stabiler und wasserresistenter.
Nach der Vorfertigung der Stahlklinge in Oberwart und des Holzgriffes in Neuenegg wird beides am Firmensitz in Biel zusammengefügt, das Messer in einem mehrstufigen Prozess feingeschliffen und im Sinne der Markenphilosophie weiter veredelt. Unter den Augen des Messerschmieds Timo Müller hat ein Sknife-Produkt am Ende rund 40 Produktionsschritte durchlaufen. Michael Bach: «Wir betrachten es als eine Hommage an die alte Kunst des Messerschmiedens.» Die zeigt sich auch im jüngsten Prestigeprodukt der Marke – dem aus Damaststahl hergestellten Sknife-Taschenmesser mit einem Gleitwerk aus Hightech-Keramik.
Präzisionshandwerk bis in kleinste Detail
Das alles ist fest in der Vita des Firmengründers verankert. Michael Bach, ausgebildeter Keramik-Ingenieur, hat jahrelang hochwertige japanische Küchenmesser aus Damaststahl – legendär für ihre Schneideperfektion – vertrieben. Dadurch war er im stetigen Austausch mit vielen Küchen-Koryphäen, und der Sternekoch Andreas Caminada fragte bei ihm nach, ob er nicht eine eigene Messerkollektion für ihn fertigen könne. Dieser Wunsch war schliesslich die Initialzündung für den technik- wie designaffinen Messerexperten, sich selbstständig zu machen. Es folgte eine rasante, beeindruckende Erfolgsstory – von einer kleinen Schweizer Manufaktur zur internationalen Luxusmarke. Daran haben inzwischen viele namhafte Köche ihren Anteil, das Unternehmen wirbt damit, mit Designpreisen und weltweit mehr als 200 Michelin-Sternen ausgezeichnet zu sein. Steakmesser made in Biel werden nach der Schweizer Spitzengastronomie vor allem in französischen Feinschmecker-Restaurants aufgelegt, vom Mirazur an der Côte d´Azur bis zum Le Bristol. Es sind Stammkunden und einflussreiche Markenbotschafter in einem: «Zu fast allen Köchen pflege ich einen persönlichen Kontakt. Das ist das elementar.»
Einmal im Monat bietet Sknife öffentliche Manufaktur-Führungen an. Auch individuelle Führungen sind auf Anfrage möglich. Infos/Termine unter: www.sknife.com
Mehr Küchendesign gibt es in der Ausgabe 1/25 vom Magazin HÄUSER MODERNISIEREN zu entdecken.
Text: Jörg Zufall
aus dem Magazin: Häuser modernisieren, Zeitschrift Nr. 1/2025